Fairplay 135 Quiz-Special – Quiztopia, Deutschland: Das Quiz und Smart 10

Quiztopia

Okay, Boomer! 1:0 für dich!

Echt erstaunlich, dass es ein Spiel aus 2019 jetzt noch ins Heft schafft. Spätestens 2020 hätte es ins Heft kommen müssen, ansonsten müsste es nach Szenelogik dem Vergessen anheim fallen, so wie fast das ganze letzte Jahr. Wir haben allesamt verzichtet, auf alles, was schön und gut und eigentlich selbstverständlich ist. Und dennoch kam Weihnachten und eine kurze Pause vom erneuten Verzicht.
Wir hatten doch vor Weihnachten dieses Quizspiel aus dem Pizzakarton gespielt. Das war doch gut, wir hatten alle Spaß mit SMART 10. Also warum nicht ein anderes Quiz. QUIZTOPIA war doch sowieso als Weihnachtsgeschenk eingeplant, außerdem ist das doch kooperativ. Natürlich hilft bei QUIZTOPIA ein gutes Gedächtnis für reines Faktenwissen, aber vom gemeinsamen Wissen profitieren wir alle. Da wird doch niemand bloßgestellt. Wir können einspringen, um gemeinsam die Antwort zu erschließen. Natürlich ohne zu googeln, auch nicht auf dem Klo!

QUIZTOPIA offenbart dann doch den digitalen Graben. Wer noch dahinter groß geworden ist, hat meistens besseres Faktenwissen. Was zählen heute noch nackte Fakten? Bei QUIZTOPIA zeigt sich dieses doch sehr unterschiedliche Verständnis von Wissen, es geht schließlich nicht nur um Trivia. Fakten, Fakten, Fakten werden abgefragt.

Die nackten Fakten: 177 Fragekarten mit je 12 Fragen. Das sind eine Menge Fragen. In jeder Partie sind immer 24 Fragekarten im Spiel. Mit der achten Partie ist der Stapel zwar durch, aber die Fragen zum Glück noch nicht.

Wie entscheidet sich, welche der 12 Fragen auf der Karte zu beantworten ist? Dazu liegen zunächst 12 Gebäude- bzw. Kategoriekarten aus. Wer an der Reihe ist, wählt eine Gebäudekarte, darauf stehen immer zwei zusammengehörige Kategorien. So ganz genau weiß ich also nicht, was auf mich zukommt. Was ich aber weiß, wie dringend ich die Frage richtig beantworten muss. Ist die Fragekarte weiß oder schwarz? Ist sie schwarz, muss ich bzw. wir unbedingt richtig antworten, ansonsten ist die Karte futsch und unser Sieg gefährdet. Beantworte ich die Frage auf der weißen Gebäudeseite falsch, wird die Karte auf die schwarze Seite gedreht. Weiß ich die Antwort, kommt die weiße Karte aus dem Spiel und zählt für uns.

Und jetzt wissen Sie schon ungefähr, wie sich QUIZTOPIA kooperativ spielt. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen wir unterschiedlich viele Fragekarten gewinnen. Bei „Normal“ sind es 8 von 24, bei „Hölle, Hölle, Hölle“ sind es satte 11 von 24 Fragekarten. Ach, Sie denken jetzt, dass sei einfach… Träumen Sie weiter, die Fragen haben es durchaus in sich. Nur mit Fakten, Fakten, Fakten geht es aufs Siegertreppchen.

Zum Glück dürfen alle helfen, wenn die Antwort schwerfällt. Dazu stehen je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlich viele Tippkarten zur Verfügung. Wenn wir eine umdrehen, dürfen alle ein „Ein-Wort-Tipp“ oder ein „Ohne-Worte-Tipp“ geben. Mit Pantomime oder Geräuschen wird Ihnen geholfen. Sind Sie jetzt raus?! Och nöö, wäre wirklich schade. Wir können auch noch eine zweite Tippkarte umdrehen, um im Plenum die Antwort zu besprechen. Das hilft dann oft oder eben auch nicht. Immerhin, sollte später irgendwer sofort richtig antworten, drehen wir eine Tippkarte von der verbrauchten schwarzen auf die aktive weiße Seite. Puh, ist immer gut, wenn wer was weiß. Die Fragen sind durchaus anspruchsvoll. Je nach Vorwissen mehr oder weniger. Für echte Boomer eher weniger, dem digitalen Graben sei dank.

Ich kann diese Neunmalklugen sowieso nicht leiden, außer ich bin selbst derjenige.

Und dann gibt’s noch eine „Hilfe-in-der-Not-Karte“, die immer dann ins Spiel kommt, wenn gar nix mehr geht. Die ist schon sehr hilfreich, aber schnell ausgegeben. Nachschub kommt nur dann, wenn wir eine dunkle Gebäudekarte ans Spiel verlieren. Wie viele müssen wir nochmal gewinnen? Ach, acht von 24. Eine zu verlieren macht ja nix … So schmilzt unserer Vorrat an Fragekarten dahin. Die Tragik wird sich noch zeigen.

Wer will, kann sogar QUIZTOPIA noch weiter erschweren. Dann kommen „Herausforderungen“ dazu, die es extra schwer machen. Da bin ich allerdings noch nicht. Wahrscheinlich sollte das Team dann besser zu sechst sein. Das Wissen der Vielen wäre von Vorteil, außer unser Team besteht nur aus Boomern. Sie wissen, der Graben… und das Faktengedächnis. Und eine Kampagne wartet auch noch auf uns.
Das Spiel könnte allerdings eine stringentere Regel gebrauchen. An den Stellen, wo ich eine Antwort erwarte, finde ich das nicht. Was habe ich danach gesucht, wann und wie es Ersatz für eine verbrauchte „Hilfe-in-der-Not-Karte“ gibt. Das steht dann hinten unter „Wichtige Regeln, die oft vergessen werden.“ Komisch, habe ich das vorher nur wieder übersehen, die richtige Stelle nicht gefunden? Aber das soll den Spaß mit dem Spiel nicht trüben.

Gaaanz wichtig, nur wer an der Reihe ist, darf antworten. Wer die Antwort ungefragt heraus posaunt, sorgt dafür, dass wir zwei Tipp-Karten auf die schwarze Seite drehen müssen. Haben wir keine zwei weißen Tippkarten mehr, müssen wir für jede fehlende sogar eine Fragekarte abgeben. Das ist richtig übel. Höre ich da wen nach Disqualifikation rufen? Ich kann diese Neunmalklugen sowieso nicht leiden, außer ich bin selbst derjenige. Deshalb fordere für alle anderen, die die Klappe nicht halten können, ein Pflaster auf den Mund. Marc-Uwe und Maria Kling würde das gefallen. Dem vorlauten WG-Känguru sowieso. Und meinen Mitspielerinnen würde es bestimmt auch gut gefallen. Den Gefallen tue ich ihnen aber nicht, ich spiele immer mit zusammengekniffenen Lippen. Bin todernst, sage nix, außer ich bin dran oder darf einen Tipp geben. Das Pflaster auf den Mund will ich unbedingt vermeiden, denn ich trage Bart. Haben Sie sich schon mal ein Pflaster von der behaarten Haut gerissen? Schweigen Sie…

Wolfgang Friebe

Marc-Uwe Kling: QUIZTOPIA für 1 – 6 Personen mit Illustration von Astrid Henn und Lisa Bender bei KOSMOS 2019, Spieldauer 45 Minuten