Fairplay 140 – Rezension: Voyages

Mit Print and Play zum Roll’n’Write

Warten Sie eventuell noch auf die Auslieferung des ein oder anderen Kickstarters? Was war der Kickstarter von Postmark Games mit seinen 4 Britischen Pfund Festpreis und Versand ein paar Wochen nach Kampagnen-Ende für eine erfrischende Abwechslung zu den sonst so vorherrschenden Lieferverzögerungen und Kostensteigerungen. Nun gut, elektronischer Versand, denn ausdrucken muss ich die Regeln und die jeweiligen Spielpläne des Roll’n’Writes VOYAGES selber. Beliebig skalierbar in der Mitspielerzahl, sinnvoll eher im Bereich 1-6 Personen, und mit einer Fülle von Content. Neben den vier Grundplänen des Spiels erhält jeder Käufer (auch jetzt noch – einfach über www.postmarkgames.com zuschlagen) Zugriff auf alle zukünftigen Erweiterungen und Community-Content. Zu letzterem zählen, Stand heute, Übersetzungen der Regeln in mehr als 20 Sprachen sowie mehr als ein Dutzend weiterer von der Community erdachte Karten. Schon dem Link gefolgt und gekauft? Für 4 Pfund ist das ein echter Steal. Glaubt‘s mir!

Einzig Stifte und drei sechsseitige Würfel muss ich noch beisteuern, dann bin ich mitten im Spiel und steure mein Schiff durch die jeweilige Inselwelt oder auch Packeis in einer der Karten. Aus dem vorliegenden Wurf aller drei weist jeder Steuermann und jede Steuerfrau einen Würfel der zu fahrenden Richtung und einen weiteren der Reichweite zu. So lauf‘ ich evtl. Inseln an, um Gold zu finden, heuer Matrosen an und bilde sie aus, entdecke neue Meeresgebiete, lade Waren auf, sichte Meerestiere oder bekämpfe Piraten. Die meisten dieser Elemente finden sich auf allen Karten, doch gibt jede Karte ihr eigenes Thema vor – z.B. Warenhandel, Kampf gegen Piraten oder das Dokumentieren der Meeresfauna. Der letzte noch vorhandene Würfel erlaubt mir eine spezielle Aktion, je nach Seekarte. Da versuche ich an weitere Waren zu kommen, die mir im Verkauf Gold und damit Siegpunkte bringen. Oder ich verschaffe mir im Spiel gegen die Piraten Flexibilität bei meinen Würfelaugen oder Verstärkung der Mannschaft. Im Packeis-Szenario mit der Sichtung von Meerestieren baue ich mein Schiff mit dem Ziel aus, Schaden durch Eis und Tiere abzuwenden, der mich ansonsten empfindlich ausbremst.

So taktiere ich bei jedem Wurf, welchen Würfel ich welcher Option zuweise – Matrosen in meiner Crew erlauben hier die Manipulation der Werte. Diese nicht zu nutzen wäre fahrlässig, will ich nicht zum Spielball der Würfelwinde werden. Was war ich da anfangs zögerlich und damit auch nur mäßig erfolgreich. Doch auch dann müssen die Würfel noch mitspielen. Niedrige Werte lassen mich auf der Karte halt nicht weit vorankommen. Mein Trost ist, dass die Würfel allen Mitspielern dieselben Chancen bieten. Es ist also an uns, das Beste daraus zu machen. Alles mit dem Ziel, als erste drei Aufgaben zu erfüllen, worauf sich auch die Interaktion bei VOYAGES beschränkt. Im Solospiel muss ich dies in 16 Runden schaffen, was mir in gut der Hälfte meiner Solopartien nicht glückte. Angesteuerte Inseln, entdeckte Meeresgebiete und gemeisterte Aufgaben bringen mir dann Gold und hoffentlich den Punktsieg. Das liefert meist 20 Minuten schöne taktische Überlegungen und Unterhaltung mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Am wenigsten gefällt mir die Packeiskarte, auch wenn sie taktisch vermutlich die größte Herausforderung ist. Bei Würfelpech erleide ich jedoch schnell Schäden am Schiff und komme kaum mehr auf einen grünen Zweig und ein positives Spielgefühl. Da mag ich die Piratenkämpfe weit lieber, baue ich dort doch mein Schiff kontinuierlich aus und habe viel Action auf der Karte.

Und, schon bei Postmark Games vorbeigeschaut? Nein? Wird aber Zeit jetzt. Viel Spaß und Ahoi!

Arne Hoffmann

Matthew Dunstan und Rory Muldoon: VOYAGES für 1 – 100 Personen ab 8 Jahren mit Illustration von Rory Muldoon bei Postmark Games 2021, Spieldauer 20 – 30 Minuten

Dieser Text erschien in der 140. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit: Abonnieren Sie das gedruckte Magazin oder bestellen Sie das einzelne Heft.