Fairplay 135 – Rezension: Monasterium

Novizen im Shut Down

Es ist schon ein Kreuz mit Corona. Da fallen mir meine Novizen aus, die gerne zum Neuheitenspielen antreten. Nicht alle, immerhin zu zweit können wir im Kloster arbeiten und beten gehen. Und wie fühlen wir uns als Novizen? Verwirrt, verwirrt… Wie kommen wir an Punkte? Welche Novizen kommen am besten wo hin? Was hat es mit dem Kirchenfenster auf sich? Und warum sind Aufgabenkarten im Spiel? Wir haben so allerhand zu tun und zu überlegen…

Und überhaupt die Würfel?! MONASTERIUM ist ein Würfel-Einsetz-Spiels. Zu Beginn gehört uns nur einer. Alle anderen Würfel im Spiel sind weiß und gehören allen. Hatten wir das nicht schon mal? … bei EL GAUCHO ist das auch ein bisschen so, allerdings würfeln wir hier mit dem einen eigenen und ein paar weißen solange, bis alle Würfel auf den Ablagen von 1 bis 6 verteilt liegen. Da ist durchaus bereits Taktik im Spiel, denn von der Zugreihenfolge und den Interessen hängt ab, wer wohl welche Würfel nimmt. Von der Anzahl der Würfel allerdings auch, die pro Augenzahl zur Verfügung steht. Aus allen Felder außer 6 dürfen wir schließlich bis zu drei Würfel nehmen: eigene und weiße, weiße aber immer zuerst. Logisch! Welche will ich und welche will meine Mitspielerin? Kann ich ihre Pläne erahnen?

Gut, einiges lässt sich relativ leicht schließen, denn viele Würfel helfen viel. Dennoch, schon beim Einsetzen der Würfeln und anschließenden nehmen geht’s rund. Wie? Was? Wäre? Wenn? Sechser sind natürlich sehr beliebt, denn das sind Joker, die für jede andere Augenzahl eingesetzt werden dürfen. Allerdings darf ich nur einen pro Zug nehmen. Wie gehabt, immer zuerst weiße. Meine kann mir niemand wegnehmen. Wir gönnen uns alle nix…

Am beliebtesten sind die Einser-Würfel. Nur mit denen kommen Novizen von meinen Tableau in ein Klöster. Dafür muss allerdings der Eselskarren vor den Eingängen des erwählten Klosters stehen oder schon daran vorbei gezogen sein. Nur dann kommen Novizen in eines der drei profanen Gebäude, in die Kapelle oder den Kreuzgang. Da gibt’s einiges zu beachten, Boni werden ausgelöst und Bedingungen müssen erfüllt sein. Das klösterliche Leben hat viele kleine Regeln. Und alles ist irgendwie mit allem verwoben. Wo meine Novizen einziehen, entscheidet über meine Punkte.

Haben wir das alles im Blick? Erst nach und nach, in der ersten Partie sowieso zu spät, erkennen wir, wie wir unser Kirchenfenster verglasen können und wie die Novizen stehen müssen, damit ich vor der Mitspielerin eine Auftragskarte erfüllen kann. Und dann brummt es plötzlich in MONASTERIUM. Ich schalte effizient Boni frei, ziehe mit dem Eselskarren zügig über den Weg zwischen den Klöstern, komme sogar an einen zweiten eigenen Würfel. Sind zusätzliche Würfel der Weg zum Sieg? Oder das Freispielen des eigenen Tableaus? Auch da winken Boni und Bonus-Novizen. Viel hilft viel, darauf setze ich.

MONASTERIUM geht nur über drei Runden, alle dürfen einmal anfangen. Macht zu zweit sechs Spielzüge. Das ist überschaubar und dauert auch nicht so lange. Und zu viert? 12 Spielzüge könnten dauern… Zu zweit sind es mit etwas Übung und Übersicht ca. 30 Minuten pro Person, anfangs deutlich mehr. Außerdem löst MONASTERIUM eine Punktelawine aus. Je weiter das Spiel fortschreitet, desto mehr Punkte sind durch die Bonusaktionen drin. Natürlich hängt auch viel von den Würfeln ab, aus denen wir wählen können. Nicht vergessen: Einser sind sehr begehrt, nur mit denen kommen Novizen aufs Brett.

Die Abrechnung zeigt dann sehr deutlich, wer das Spiel durchdrungen hat. Es gibt so allerhand Punkte dafür, wo wir unsere Novizen platziert haben. Streuen oder in einem Kloster massieren? Beides ist lukrativ und zu zweit auf dem Zweier-Brett ist immer noch genügend Platz, vielleicht sogar für eine lukrative Kreuzgangwertung. Novizen im Kreuzgang mal Novizen in der Kapelle mal 2, da lohnt sich das massieren. Der Kampf um die wenigen Plätze tritt natürlich häufig auf den ersten beiden Klöstern auf, denn davor parken die Eselskarren gleich bei Spielbeginn, da muss niemand erst noch Aktionen fürs Reisen aufwenden. Oder doch lieber diesem Konkurrenzdruck ausweichen, schnell voran ziehen und die Boni des Reisewegs einsammeln? Auf die Punkte der Kirchenfenster setzen? Ich sag mal so: Wer sich hier verzettelt, wird es nie aufs Siegerpodest schaffen, niemals Bischof werden. Vielleicht aber wenigstens Äbtissin, auch heute noch der höchste Posten für Frauen in der katholischen Kirche.

Wolfgang Friebe

Arve D. Fühler: MONASTERIUM für 2 – 4 Personen mit Illustration von Dennis Lohausen bei dlp games 2020, Spieldauer 60 – 120 Minuten

Dieser Text erschien in der 135. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 24 Euro im Jahr.