Fairplay 133 – Rezension: Spirits of the Wild

Thema: Fünf Tiere des Waldes sind einst in den Nachthimmel emporgestiegen. Mit Edelsteinen kann man ihren Geist zu sich locken, der großzügig Punkte verspricht. Auf der Erde ist der Kojote geblieben. Der wird der Konkurrenz ins Geviert geschickt und so partiell eine Blockade aufgebaut. Aber dieser Gauner ist unstet und kommt garantiert wieder zurück zu einem selbst. Das alles hört sich etwas verquer an, ist es thematisch auch.

Optik: Obwohl von Mattel würde dieses 2er-Spiel vom Schachtelformat her in die erfolgreiche Reihe der Kosmos Spiele für Zwei passen. Das ist sicher bewusst so gewählt. Das Cover zeigt den Nachthimmel mit Tierkreiszeichen und einen anschleichenden Kojoten. Das macht neugierig. Das Material ist üppig, gut und funktional. Die große Kojoten-Figur und die zu sammelnden Funkelsterne sind mal etwas anderes als die in hiesigen Spielen üblichen Pappaufsteller und Glitzersteine. Dazu gibt es eine eigentlich überflüssige Schale für den offenen Steinvorrat. Das Spiel ist vom Material hochwertig.

Mechanik: Es wird in Zweier-Konkurrenz gespielt. Mit einem Satz aus sechs Aktionskarten geht jeder ans Werk. Mit ihnen werden Sternensteine aus dem Säckchen gezogen und/oder für das eigene Ablagetableau gewonnen. Dort sind die fünf Tiere des Nachthimmels abgebildet, die jeweils eine andere Stein-Konstellation abverlangen. Da müssen Pärchen, gleich- oder verschiedenfarbige Steine gesammelt werden. Pro Farbe liegen nur acht im Beutel. So ist die Vorgabe, fünf einer Farbe zu sammeln, nicht einfach zu erfüllen. Mit einer Karte schickt man den Kojoten auf die Reise, der beim Mitspieler einen Bereich (ein Tier) so lange blockiert, bis er wieder wechselt. Schließlich gibt es noch die Rückhol-Aktion, die schon ausgespielte Karten wieder aktiviert. Zusätzlich darf man dann eine Sonderaktion nutzen, die mit etwas mehr Gewicht das Geschehen beeinflusst. Klarsichtsteine sind Verdoppler. Wer sie wählt, erhöht sein Punktergebnis, darf in dem Bereich aber nicht weitersammeln. Und, der fünfte von acht dieser Sondersteine beendet das Spiel sofort.

Fazit: Das Spiel verläuft recht flüssig. Man hat auch immer eine gewisse Auswahl bei der Karten- und Steinwahl. Trotzdem muss man stets hoffen, ob die eigene Steinesammlung optimal bedient werden kann. Das hängt vom zufälligen Angebot in der Schale ab. Ein Blick auf die Konkurrenz hilft ebenfalls. Was sie sammelt, wird für einen selber schwerer zu komplettieren sein. Man kann aber bei jedem Zug taktisch entscheiden, welche Karte man spielt, welche Steine man nimmt, ob der Kojote bewegt wird. Das ist aber beileibe kein Strategiespiel, wie es prominent auf dem Cover beworben wird. Auf lange Sicht kann man herzlich wenig planen. Der Ablauf funktioniert trotzdem recht gut und birgt auch Spannung. Einzig unbefriedigend bleibt das abrupt eingeläutete Spielende, denn ein fünfter Sonderstein wird häufig viel zu früh (zumindest gefühlt) aus dem Säckchen gezogen.

Ranking: Es gibt eine Fülle von Zweierspielen, bei denen dieser Titel nach meiner Einschätzung im oberen Mittelfeld rangiert. Es gibt vielschichtigere Zweierspiele. Die besondere Aufmachung soll aber noch einmal lobend erwähnt werden. (pen)

Nick Hayes: SPIRITS OF THE WILD für 2 Personen ab 10 Jahren mit Illustrationen von Syd Weiler bei Mattel Games 2020, Spieldauer ca. 20-30 Minuten

Dieser Text erschien in der 133. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 24 Euro im Jahr.