Fairplay 132 – Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Was für merkwürdige Zeiten?! Da sitze ich in meinem Stall und bin ganz allein. Futter kommt, alles gut. Spielefutter gibt’s ja mehr als genug. Aber was vermisse ich meine Knechte, meine Mitspieler. Die ganz besonders. Damit bin ich sicher nicht allein. Und ich habe so gar keine Lust, irgendeins der vielen PANDEMICs zu spielen. Die gerade ganz besonders gar nicht. Eher was Leichtes, Spielerisches, Unterhaltsames. Was mir über die trübe Zeit von COVID-19 hilft. Nee, und ich würde auch nicht Alex Randolphs CORONA spielen, obwohl es doch gut ist. Nee, auch das nicht.

Ich muss mich sogar mit Solo-Spielen begnügen. Noch vor keinem halben Jahr hätte ich niemals einen Gedanken daran verschwendet, nur mit mir und nur gegen mich oder das Spiel zu spielen. Diese speziellen Regeln – neudeutsch: Automa – werden ja mittlerweile einigen Spielen von Seiten der Verlage und Autoren mitgegeben. Haben die das alles schon vorher gewusst, was da mit COVID-19 auf uns zurollt? Stecken die etwa mit den Chinesen, mit Bill Gates oder nur mit dem malariamittelschluckenden Dingespräsi unter einer Decke? Alles Quatsch, die Verlage werden samt und sonders von Aldebaranern gesteuert. In der Regierung sitzen die schließlich auch schon. Weiß ich aus absolut zuverlässiger Quelle. So reich an Informationen sind nur Reichsbürger.

Jetzt reicht’s aber auch. Mit COVID-19, dämlichen Verschwörungstheorien und den Covidioten. Uns geht’s doch noch gut. Viel besser als vielen anderen Menschen auf der Welt. Und wir haben Spiele, satt und genug. Die können wir sogar zu zweit oder in der Familie spielen, manche Spiele funktionieren auch gut übers Internet oder mit 1,50m Abstand. Alles geht, wir müssen nur ein wenig kreativ denken. Und zur Not spiele sogar ich online auf irgendwelchen Plattformen, aber nicht mit irgendwem, immer mit Leuten, die ich mag. Mit denen ich gerne spielen will.

Wie sind Sie da so aufgestellt. Als altes Pferd habe ich da so meine Schwierigkeiten. Gut, dass wir unter den Knechten auch ein paar jüngere haben. Die haben sogar heimlich, still und leise unsere Homepage neu gestrichen, sie von blogger zu wordpress umgezogen und ihr gleich ein frischeres Outfit verpasst. Was denken Sie? Hat es sich gelohnt?

Und auch etwas Ungeheuerliches ist passiert. Die Internationalen Spieletage fallen dieses Jahr aus und sind auf nächstes Jahr verschoben. Hat es bislang noch nie gegeben. Ist aber auf jeden Fall wegen der ganz COVID-Ka… durchaus nachvollziehbar und eine richtige Entscheidung, auch wenn es mir leid abgeht, dass die Spiel dieses Jahr nicht stattfindet. Wie gerne hätte ich wieder mit euch geschnackt, auch die eine oder andere Partie NO MIND gespielt. Und natürlich hätte ich wieder auf die Frage, welches denn nun das beste Spiel der Messe sei, auf unser Scoutregal verwiesen. Alles futsch. Schade, schade, schade. Aber besser iss, nicht die ganze Szene und alle Besucher und Standkräfte zu gefährden. Also Daumen hoch für diese sehr korrekte Entscheidung. Wer die jetzt bekrittelt, sollte mal diese schwere Entscheidung verantworten.

Ich bin allerdings gespannt, wie sich die Pandemie in den folgenden Jahren aufs Spielen auswirkt. Nicht auf das Spielen an sich, sondern auf die Szene, auf den Markt. Wir haben so viel Auswahl, fast schon viel zu viel Auswahl. Da bleibt so einiges liegen. Hübsche Spiele, die sich aber nicht gegen gute Spiele behaupten können, Spiele, die nicht genug Aufmerksamkeit erlangen. Die landen dann auch im Ramsch. Ich weiß, wir haben hier schon immer über die Neuheitenflut geklagt. Bislang ist das aber immer noch gut gegangen, aber irgendwann bekommt irgendwer dafür die Quittung. Bloß wer?

Ihr Harry

P.S.: Bitte sehen Sie uns nach, dass wir wegen der gültigen Einschränkungen so manches Spiel nur im trauten Kreis der Familie spielen konnten und so manche Partie leider auf der Strecke geblieben ist.

Dieser Text erschien in der 132. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 24 Euro im Jahr.