Fairplay 101 – Rezension: Schnappt Hubi

»Du kannst duu..irch!«

Was soll ich noch mit der guten Fee aus WER WAR’S? Ich hab‘ jetzt nen neuen Kumpel, der ist tausendmal cooler. Keiner kann so schön die Zunge rausstrecken und uns Spielern eine lange Nase drehen. Hat noch niemand gesehen?! Doch, doch, ich schon. Klar, normalerweise bekommt gar niemand Hubi zu sehen, er ist ja schließlich ein Gespenst. Aber er ist da, jeder kann ihn hören … und ich kann ihn dann auch sehen, naja … wenigstens mir vorstellen.


Vorausgesetzt natürlich, wir finden im Haus die Zaubertüren. Und zwar alle, je nach Schwierigkeitsgrad eine, zwei oder drei Türen. Außerdem sitzt uns auch noch die Zeit im Nacken, jedenfalls bei der zweiten und dritten Schwierigkeitsstufe. Einmal gefunden stöhnt Hubi auf, flitzt dann von Raum zu Raum, mit uns auf den Fersen. Zu Zweit müssen wir ihn stellen, zu Zweit mit ihm im selben Raum sein, dann ist sein Schabernack zu Ende, und wir haben gewonnen. Gemeinsam, ist schließlich offiziell ein Kinderspiel. Aber was soll da diese Altersangabe, es klappt auch mit Jüngeren und sogar mit mir. Also … lieber Hubi … wer zeigt hier wem die Zunge


Im Grunde kann man tatsächlich gleich losspielen, nur die Batterien müssen natürlich vorher ins Gerät. Sonst gibt’s nix auf die Ohren. Vielleicht sollte doch wenigstens einer die Regel gelesen haben, um im Falle eines Falles erklärend einzugreifen. Spätestens ab der zweiten Partie kann’s sofort nach dem Einschalten losgehen. Auch nach einer längeren Unterbrechung kommt man gut wieder ins Spiel, die Elektronik ist unser Freund, erklärt das Spiel. Aber auch das Spiel selbst ist so geschickt komponiert, denn alles baut schlüssig aufeinander auf, und es bedarf keiner großartigen Vorbereitungen. Außer die Figuren in den Ecken zu positionieren und die Sprechmaschine einzuschalten, braucht man nichts zu tun. Dann geht’s schon los, das labyrinthische Haus zu erkunden, das seine Geheimnisse und Wege nach und nach, Zug um Zug, preisgibt.

Und die Damen und Herren von Ravensburger haben es endlich begriffen. Der elektronische „Kompass“ ist keine Labermaschine mehr, die uns zusäuselt, zuquatsch und irgendwann doch nur langweilt. Das war ja schon mal anders … aber jetzt ist (endlich!) alles gut. Zugegeben, die Sprache hat eine eher kindgerechte Intonation, muss ja, denn SCHNAPPT HUBI! ist ab fünf Jahren. Ich kann damit gut leben, sogar so gut, dass ich die eine oder andere Partie solo gespielt habe. Das ist vielleicht ein kleines Manko, denn eigentlich können wir sonst zu Viert gegen Hubi spielen. Von der Anlage ist SCHNAPT HUBI! so ähnlich wie SCOTLAND YARD, nur dass hier die Elektronik die Rolle von Mister X übernimmt und ich allein gegen ihn antreten kann.


Also bitte, wir Erwachsenen sollten uns schon zurückhalten oder das Spiel alleine gegen die Elektronik spielen. Und glauben Sie mir, die Kinder kommen auch ohne uns klar. Sie wissen, wie sie die beiden Hasen und die beiden Mäuse durchs Labyrinth schicken müssen, damit sie Hubi fangen. Manchmal ist das wirklich nicht so einfach, denn Hasen kommen nicht durch Mäuselöcher und Mäuse nicht durch Hasenfenster in den nächsten Raum. Und wenn dann sogar eine Mauer beide Räume trennt, muss man schon mal einen größeren Umweg einplanen. Hubi nutzt das gerne zur Flucht, Gespenster gehen einfach durch die Mauern. Wenigstens die Bewohner des Hauses sind hilfreich. Wer auf das Fragezeichen drückt, statt seine Figur zu bewegen, dem verrät Eule, Kröte, Fledermaus oder Tausendfüßler gerne so ungefähr, wo sich Hubi aufhält, anfangs wo sich eine Zaubertür befindet. Reicht dann noch die Zeit, um Hubi dingfest zu machen? Und wenn nicht, dann spiele ich gerne noch eine Partie … und noch eine … und sogar solo.


Ravensburger hat mittlerweile mit ihren Elektronik-Spielen tatsächlich eine selbst geschaffene Marktlücke erschlossen … eine konkurrenzlose zumal. Ravensburger macht sich allerdings selbst Konkurrenz, wenn auch auf hohem Niveau. Richtige Graupen sind unter den Elektronik-Spielen auch dabei. Die Obergraupe ist und bleibt WO WAR’S?, weil’s fast nichts anderes ist als das alte Parker-Spiel HEISSE SPUR. Aber SCHNAPPT HUBI! gehört definitiv in die Spitzengruppe: Wegen der Story, der elektronischen Umsetzung und wegen des Spielmaterials

Wolfgang Friebe

Steffen Bogen: SCHNAPPT HUBI! für 2 – 4 Personen ab 5 Jahren mit Illustration von Rabbix GmbH bei Ravensburger 2011, Spieldauer 20 Minuten, Made in Czech Republic

Dieser Text erschien in der 101. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit: Abonnieren Sie das gedruckte Magazin oder bestellen Sie das einzelne Heft.