Fairplay 130 – Rezension: Pandemic: Untergang Roms

Wider die Barbaren

Die Eindringlinge kommen. Es sind viele. Und sie kommen aus dem Osten. Und wir? Die Römer? Sind schwach, den Barbaren ausgeliefert. Ganz so schlimm ist es nicht, es ist schlimmer. Jedes Mal, wenn wir uns als Römer gemeinsam den Angelsachsen & Franken, den Vandalen, Ost- oder Westgoten entgegenstellen, brennt es an allen Ecken. Was da in der Völkerwanderung auf uns einprasselt, ist wirklich gnadenlos.

Alles passiert im PANDEMIC-Universum, alles wie gehabt. Die Stämme breiten sich aus wie die Viren. Und wir treten gegen sie an. Mit Legionen und Kastellen und klugem Spiel. Sind wir wirklich dem Untergang geweiht? Wir marschieren und segeln durchs Römische Reich, bauen Befestigungen und heben Legionen aus, Kämpfen mit Legionären und würfeln gegen die Barbaren. Und natürlich handeln wir wie üblich mit den Stadtkarten, denn die benötigen wir, um aus Barbaren Verbündete zu machen. Um die Vandalen auf unsere Seite zu holen, brauchen wir satte fünf schwarze Karten, für die Ostgoten nur drei blaue.

Es ist nicht einfach, denn wir müssen uns am selben Ort treffen, und im Falle des Bündnisses muss ein Klötzchen vom Barbarenstamm ebenfalls vor Ort sein. Aber wir sind sowieso ständig unterwegs, müssten eigentlich überall sein. Und selbst, wenn wir es schaffen, Barbaren auf unsere Seite zu ziehen, müssen wir sie auch noch mit einer passenden Ortskarte in Legionäre umwandeln. Legionäre vermehren sich leider nicht mehr wie die Viren.

Und selbst wenn wir einen Stamm auf unsere Seite gezogen haben, bleibt er auch weiterhin aktiv, fällt in unsere Städte ein und muss mit Legionen bekämpft werden. Vorwärts Legionen! Wir müssen die Vandalen, Goten, Franken in Schach halten, denn sind alle Klötzchen von einem Stamm im Römischen Reich, können wir – wie üblich – einpacken. Befestigungen helfen, aber viele Legionäre helfen mehr. Würfelglück hilft auch. Aber wie das bei PANDEMIC so ist, es wird immer schwieriger, Legionen auf’s Brett zu bringen, je weiter die Aggression fortgeschritten ist. Und nein, es gibt keine Wunderwaffen, die das Ruder noch rumreißen können. Wenn der Damm gebrochen ist, dann ist Schicht in Rom. Wenn Rom fällt sowieso.

Es geht einzig und allein um Schnelligkeit. Wie schnell können wir unser Ziel erreichen, alle fünf Stämme zu unseren Verbündeten zu machen? Natürlich hat jeder Römer wie üblich Spezialfunktionen. Die klug einzusetzen, muss gelingen, wie überhaupt perfekt kooperiert werden muss. Ich spiele ja gerne mit Rollen, die den Römern militärische Stärke bringen oder erhalten. Oder mit … so hat jeder seine Vorstellungen, aber bei der Verteilung der Rollen spielt natürlich auch der Zufall mit.

Alles nur Zufall oder Glück? Ohne Glück beim Kartenziehen oder Würfeln geht nicht viel. PANDEMIC: UNTERGANG ROMS ist selbst mit fünf statt sechs oder gar sieben Aufstandskarten bislang für mich die härteste Nuss. Wie sagte eine Römerin noch? „Bockschwer“.

Nur ein einziges Mal sind wir überhaupt in die Nähe eines Sieges gekommen … und sind doch in den letzten Zügen überrannt worden. Der UNTERGANG ROMS ist die bislang größte Herausforderung. Ich bin mit dem Spiel längst nicht fertig, allerdings gefällt mir die Optik – besonders die des Spielbretts – gar nicht. Diese Olivtöne, diese Fremdkörper-Stadtkreise, alles so trist wie die Situation als Römer.

Wenn wir doch nur ein einziges Mal gewännen, dann könnte ich PANDEMIE: UNTERGANG ROMS ablegen, könnte mich wieder guten Gewissens STEIGENDE FLUTEN oder IBERIA widmen. Wird aber nix … ich gebe mich geschlagen. Schließlich bin ich im Herzen sowieso Germane. Trage sowieso immer Fell, Keule und meinen schwarz-rot-goldenen Topfhut, bin herzlich unzivilisiert. Eigentlich kann ich froh sein, dass uns die Römer reingelassen haben. Wer weiß, wie wir sonst geendet hätten.

Wolfgang Friebe

Matt Leacock und Paolo Mori: PANDEMIC: UNTERGANG ROMS für 1 – 5 Personen mit Illustration von Atha Kanaani, Olly Lawson, Antonio Maínez bei Z-Man Games 2018, Spieldauer 45 – 60 Minuten

Dieser Text erschien in der 130. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 24 Euro im Jahr.