Editiorial 109

Liebe Scouts,
Du meine Güte, schon wieder ein Jahr ‚rum. Letztes Jahr war noch alles neu, dieses Jahr ist in Essen alles beim Alten. Die neuen Hallen längst bekanntes Terrain. Wer wo ist, weiß ich … so ungefähr. Wir sind natürlich auch am selben Platz: Halle 3, Stand K102. Mit dem „besten Spieltisch der Welt“ und seinem optischen Gegenstück: Unsere blöde Theke, unhandlich schwer und kompliziert in Auf- und Abbau. Neehähä, die ist endlich auf’m Schrott. Dem Münsteraner Jahrhundertregen im Juli mit anschließender Kellerflutung sei Dank. Weg mit dem Gammelteil und was Professionelles her. Ich bin ja echt gespannt, wie das neue Thekenmodell ankommt. Meine Knechte behaupten jedenfalls, dass damit alles besser wird.

Unsere neue Theke scheint nicht die einzige Neuerung zu sein. Dieses Mal kommt sogar noch eine weitere Halle dazu. Angrenzend wären die Hallen 4 und 7, beide allerdings nur über die Galeria zu erreichen. Hoffentlich ist das keine Barriere, die den Hauptstrom der Messebesucher zurückhält. Natürlich nicht für uns, wir wissen ja Bescheid, dass dahinter vielleicht der eine oder andere Schatz sein könnte. Vorausgesetzt, unsere Scouts finden den Weg dorthin.

Wer bestimmt wieder zu uns findet, sind einige Autoren, Verleger oder Groupies, die für ihre Spiele nur allerbeste Noten abgeben. Tja, das ist logisch. In deren Augen. Und weil das nur einige machen, die meisten aber nicht, haben wir unsere Scout-Modalitäten geändert: „Im Interesse unserer Scouts bitten wir Autorinnen und Autoren, Inhaberinnen und Inhaber sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verlagen, nicht für eigene Spiele bei uns abzustimmen. Allgemein gilt: Wir behalten uns vor, die Notenzettel einer Sichtprüfung zu unterziehen und ggf. von der Wertung auszuschließen.“

Hoppla, bellen schon wieder Pawlowsche Hunde? Manipulation, unfair, gefiltert, nicht transparent … ach, dass wissen wir doch schon. Jedes Jahr schlagen dieselben Hunde an, die sogar mal vergeblich versucht haben, ihren Lieblingsdackel nach vorne zu voten. Jedes Jahr derselbe alberne Hunnensturm, den wir einfach wieder abwettern. Was die Scout-Aktion sein will und sein kann, ist nicht nur mir sowas von klar. Würden sonst sogar ein paar Amerikaner ausschließlich bei uns abstimmen? Unsere Scout-Aktion funktioniert, wie sie funktioniert … dank seriöser Mitspieler, die gar nicht erst versuchen, „ihre“ Spiele nach vorne zu voten. Die Scout-Liste ist nur eine Art Barometer, das unseren Standbesuchern einen Weg zu interessanten Neuheiten weist. Um Spiele auf der Messe zu spielen, die sonst vielleicht unbeachtet geblieben wären. Als Ergänzung gibt’s bei uns auch ab und an eine Liste mit guten Spielen, die (noch) zu wenige Stimmen haben.

Natürlich ist es für alle Verlage interessant, auf unsere Liste zu kommen. Wenn ich mir heute die Ergebnisse der Scout-Aktion anschaue, nachdem nur Abonnenten und registrierte Scouts abstimmen dürfen, war ich die letzten Jahre immer sehr zufrieden. Die gelisteten Spiele bewähren sich im Nachhinein gut auf den Spieletischen der Welt. Mehr wollen wir gar nicht erreichen …

Selbst wenn mal ein nicht ganz so gutes Spiel nach vorne kommt, heißt das längst nicht, dass es auch vorne bleibt. Schnell genug setzt eine Gegenbewegung ein, manchmal sogar ein regelrechtes Pendelspiel. Auf schlechte Noten von echten Spielern folgen sehr gute Noten von bestimmt ebenso echten Spielern. Ich war so manches Mal überrascht, wie kackendreist das passiert. Nicht, dass ich diese Voter nicht wiedererkenne … ich hab‘ schließlich ein Pferdegedächtnis. Ich hoffe, dass unsere diesjährige Bitte fruchtet, ich die beiden Herren nicht wieder davon abhalten darf, für ihre eigenen Spiele zu voten. Einer von beiden hat dieses Jahr schon angekündigt, keine Neuheit zu haben. Puh … Glück gehabt.

Sie sind mir herzlich willkommen, aber nur mit einem Abonnenten-Scout-Ausweis. Wir sehen uns hoffentlich in Essen.

In diesem Sinne
Ihr Harry