Fairplay 103 – Rezension: Ginkgopolis

Ein Spiel für „Die Sendung mit der Maus“

Cover der Ausgabe von 2012

Da kommt ein Mensch, und noch einer und noch einer. Wir setzen uns alle an einen Tisch und wollen ein Spiel spielen. Das Spiel heißt GINKGOPOLIS und es geht um Städtebau. Der Ginkgo ist ein sehr alter Baum und soll sehr widerstandsfähig sein. Und so soll auch unsere Stadt werden.
Es gibt rote, blaue und gelbe Gebäude. Die roten sorgen für neue Ressourcen, also Baumaterial, die blauen sorgen für neue Gebäude und die gelben Gebäude für Siegpunkte. Um die geht es nämlich. Am Anfang besteht unser Baugelände aus neun Plättchen, je drei von jeder Farbe. Dann haben wir zu Beginn Spezialisten zur Verfügung, also Leute, die uns helfen, manche Sachen besser zu bekommen als die Mitspieler. Dazu bekommen wir eine Anzahl Spielsteine, die die Ressourcen darstellen. Zusätzlich gibt es vier Karten auf die Hand. Darauf sind entweder ein Buchstabe oder eine Zahl und ein Gebäude in einer der drei Farben zu sehen.

Nun wird jeder gleichzeitig und geheim eine Karte auf den Tisch und eventuell ein Gebäudeplättchen darauf legen. Wer nur die Karte legt, möchte entweder Siegpunkte, Baumaterial oder Plättchen bekommen. Spannend wird es, wenn ein Plättchen auf der Karte liegt. Wenn es eine Karte mit einem Buchstaben ist, möchte ich unser Baugelände erweitern. Das Erweitern sorgt für neues Spielmaterial, das ich bekomme, abhängig von den Gebäuden die angrenzend liegen. Ist es eine Zahlenkarte, möchte ich ein Gebäude erhöhen. Dies sorgt dafür, dass ich die ausgespielte Karte vor mich ablegen kann und jetzt deren Bonus nutzen darf. Bonus ist etwas Gutes. Immer wenn ich etwas baue, stelle ich eine Anzahl meiner Spielsteine darauf, je nachdem, wie viele Plättchen das gebaute Gebäude hoch ist. Die Höhe ist wieder gut für die Abrechnung zum Spielende. Es entstehen erhöhte Kosten, wenn ich ein Gebäude mit einer anderen Farbe überbaue oder der Zahlenwert des neuen kleiner ist als der des alten Gebäudes.

Nach der Benutzung der ausgespielten Karten passiert etwas ganz Merkwürdiges und da muss man ganz schön aufpassen. Wir geben alle unsere „nicht-ausgespielten“ Karten an unseren rechten Mitspieler weiter. Sie sollten deshalb auch immer ein bisschen schauen, was die anderen machen, sonst machen Sie vielleicht schöne Geschenke. Geschenke sind zwar etwas tolles, aber es gewinnt nun mal, wer selbst die meisten Siegpunkte hat.

Wann ist das Spiel eigentlich zu Ende? Es gibt entweder keine Plättchen mehr oder ein Spieler hat alle seine Spielsteine untergebracht. Und nun schauen wir, ob wir Karten vor uns zu liegen haben, die Punkte bringen und jetzt reicht es! Das hält ja kein Mensch durch, eine Rezi so zu schreiben, dass auch alle Zuschauer der oben genannten Fernsehsendung dieses Spiel verstehen. Dabei hatte es sich eigentlich geradezu angeboten, so quietschbunt, wie das Spiel daher kommt und so einfach, wie die Spielregel eigentlich ist. Bis auf die Endabrechnung: Alle Stadtviertel, die aus mindestens zwei angrenzenden Plättchen der gleichen Farbe bestehen, werden ausgewertet. Dabei geht es um Spielstein-Mehrheiten, ähnlich wie bei EL GRANDE.

In dem Spiel stecken viele Möglichkeiten, um zu ärgern, zu planen oder zu zocken. Ärgern kann man mit dem Überbauen anderer Gebäude, die den Mitspielern gehören. Der Exbesitzer bekommt zwar Siegpunkte und seine Spielsteine zurück, aber mir gehört das Gebäude und damit eventuell ein Stadtviertel. Durch häufigeres Spielen lernen Sie auch die Karten kennen und wissen dann um deren Funktion. Erst dann können Sie versuchen, auf bestimmte Gebäude zu spielen. Da bei Neubau die neuen Gebäudekarten erstmal in den Stapel gemischt werden, ist dies ein unsicherer Weg der Planung. Sicherer ist die Planung der Mehrheiten in den Stadtvierteln. Und gezockt wird bei der Weitergabe der Karten. Hoffentlich sieht mein Nachbar nicht, wie gut diese Karte ist und hoffentlich ziehe ich bessere Gebäudekarte nach.

Alles in allem ein Städtebauspiel mit hohem Unterhaltungswert und genügend Interaktion, das in gut 60-120 Minuten gespielt ist. Die Belgier haben sich sogar bemüht, einfache Piktogramme zu benutzen, so dass sich eigentlich keine Schwierigkeiten bei deren Interpretation ergeben dürften. Abschreckend sind die Piktogramme bei TROYES und TOURNAY in Erinnerung. Sie dürfen sich nur nicht von der Cover-Grafik abschrecken lassen, die an SF-Literatur aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnert.

Peter Zanow

Xavier Georges: GINKGOPOLIS für 1 – 5 Personen ab 13 Jahren mit Illustration von Gaël Lannurien bei Pearl Games 2012, Spieldauer 45 Minuten