Editorial 125

Liebe Leserinnen und Leser,

da liege ich entspannt am Meer, nix los in meinem Stall, da tobt es plötzlich durch mein Handy. Ich glaub’s ja nicht, selbst im Sommerloch holt mich die Szene ein. Ich habe ja noch nie gedacht, dass wir uns alle gern haben. Meine Crew ist schließlich schon viel zu lange dabei, hat manches Fettnäpfchen mitgenommen und stand tatsächlich auch mal mitten im stürmenden Wasserglas, hat aber noch das ein oder andere Skandälchen abgewettert, jeden Hunnensturm überstanden.

Deshalb können wir besonders gut nachfühlen, wie sich Dominique Metzler vom Merz-Verlag fühlt. Der Deutsche Spielepreis wurde missbraucht, um ein eigenes Süppchen zu kochen. Warum hintertreibt man eine Aktion, in der viele, viele aus der Szene Herzblut stecken? Sich Gedanken um die Spiele machen, die sie wählen werden. Warum stellen ein Youtuber und ein Verleger den DSP damit auf die Probe, dass sie Promos für ein bestimmtes Spiel ausloben, wenn es ganz nach oben gevotet wird? Ist es Jux und Dollerei oder pure Absicht? Mehr Aufmerksamkeit, mehr Verkäufe? Jan Drewitz kommentiert das und nennt zwar nicht Ross dafür aber Reuter (sic).

Im DSP steckt sicher auch Geld für siegreiche Verlage. Selbst unsere kleine Scout Aktion beschert während der Messe besonders kleineren Verlagen klingende Kassen. Wir wissen selbst, wie manipuliert wird. Die Krönung bisher: Mehr oder minder öffentlich anzukündigen, ein saublödes Außenseiterspiel hochzuvoten und sich dann hinterher lautstark darüber zu beklagen, dass das nicht geklappt hat. Das war nun wirklich selten dämlich.

Also mal schauen, wie die Messe wird. Groß und größer wird die Messe, mehr Hallen, mehr Aussteller, sogar aus fernen Ländern. Muss man das betonen? Es wird doch überall gespielt, vielleicht nicht so intensiv auf Brettern wie bei uns. Ich finde es jedenfalls spannend, dass sich doch ein gewisser exotischer Flair neben aller Internationalität ausbreitet. Wir genießen das Treiben an unserem kuscheligen Stand, wenn nicht wieder Stress ausbricht, weil einer meiner Knechte die Schere oder diese blöden Stifte für die Ivar-Regale zu Hause vergisst.

Die sind nun wirklich wichtig, um unser Scoutregal in aller Pracht zu präsentieren. Ich weiß, anfangs ist das Regal ziemlich nackig, am Donnerstag ganz bestimmt sogar, denn die Scoutnoten tröpfeln am ersten Messetag eher in homöopathischen Dosen ein. An Freitag und Samstag brechen sie dann über uns herein. Natürlich machen wir uns immer Gedanken, wie wir die Scout Aktion optimieren können. Aber alles online mit einer schicken App zu machen, führt zwar zu mehr Abstimmungen, leider dann auch zur Gefahr des Hochvotens. So muss jeder seinen Allerwertesten zu uns bewegen, mit uns schnacken und fachsimpeln, um seinen Scoutbogen abzuliefern. Und wir kennen unsere Pappenheimer natürlich persönlich. Als Pferd kann ich mir Gesichter von Verlegern-Votern wirklich gut merken. Und Ihre Scout-Ausweise scannen wir immer persönlich. Also die Zettelchen nicht vergessen, sie sind auf dem Anschriftbogen. Schon weggeschmissen?! Nee, ne!

Was wirklich neu ist: Ich altes Rennpferd bin ich jetzt bei Twitter aktiv. Als Hold on Harry, genauer als @Fairplaymagazin. Mir ist Twitter ja lieber als Facebook, also gibt’s auf Twitter Infos und Teaser zum aktuellen Heft. Und ab und an sogar Umfragen. Eine fand ich ja besonders spannend: „… wie hoch wohl die Frauenquote in den Brettspielrunden sei“. Bevor jetzt wieder quotengetrieben Herren getriggert werden und schlaumeiern: Es war der Anteil der Frauen gemeint. Und siehe: Bei der übergroßen Mehrheit spielt mindestens eine Frau mit.

Unsere Mafalda darf nach ihrem letzten Edi einen Erfolg verbuchen. Die Jury hat gesprochen und tatsächlich Youtuberin Julia Zerlik von spiel-doch-mal.com berufen. Das ist doch mal eine positive Entwicklung bei dem ansonsten männergeprägten Haufen. Ob zwei Frauen reichen, frischen Wind in die Jury zu bringen? Aber Vorsicht: Bei uns im Nachbarort hat die CDU auch gerne junge Frauen aufs Schild gehoben, um dann weiterhin ausschließlich in der Altherrenrunde die echten Entscheidungen zu treffen. Für die Jury ist es ein gelungener Anfang, den homogenen Haufen aus Vielspielern und ehemaligen Fairplayern aufzufrischen. Wie viele Juroren sind aus meinem Stall gekommen? So um die vier. Und nein, Mafaldas Edi war keine Bewerbung um einen Juryposten. Sie weiß genau, dass Fairplay und Jury nicht zusammen passen. Wir bleiben juryfrei, versprochen.

Wir sehen uns in Essen

Ihr Harry

Unser Stand in Essen ist und bleibt natürlich 3K102