Editorial 121

Liebe Leserinnen und Leser,

sind Überraschungen was für Sie? Ja?! Ich würde sagen: Kommt darauf an. Manchmal offenbaren sich Überraschungen, die keiner erwartet … noch dazu an Orten, an denen niemand damit rechnet. Und natürlich soll es eine Überraschung bleiben. Psst, darf keiner wissen.

Da lese ich zufällig in einem Forum, in dem ich kaum mehr lese, dass nächstes Jahr im März eine Spielveranstaltung stattfinden soll. In Duisburg – im Ruhrgebiet! Noch dazu an denselben Tagen wie die Ratinger Spieletage. Im Mai folgt dann auch schon der Herner Spielwahnsinn. Im Ruhrgebiet ist ja quasi alles um die Ecke. Essen sowieso, weil mittendrin.

Ausgerechnet ein potenzieller Aussteller offenbart dieses Geheimnis: Veranstalter ist der Nostheide Verlag aus Memmelsdorf bei Bamberg. Aus Bayern, genauer aus Franken … und dann ins Ruhrgebiet. Kein Gedanke an die Rhein-Main-Schiene? „Spiel doch! In Duisburg“ wird die Spielemesse heißen. Und wer schreibt nochmal für die „Spiel doch!“? Ist das nicht die halbe Jury?
Ich hätte da noch ein paar Fragen: Gibt’s im Pott wirklich Platz und Potenzial für eine vierte Veranstaltung? Und was soll anders werden als in Ratingen, Herne oder Essen? Können die Verlage diese vielen Events überhaupt noch stemmen? Und was soll denn in Duisburg gezeigt werden? Gibt’s sechs bis acht Wochen nach der Nürnberger Messe genügend fertig produzierte Spieleneuheiten? Oder will der Nostheide Verlag der Spiel in Essen wirklich Konkurrenz machen? In Essen kommt die ganze Welt zusammen. Sind da ein paar Brosamen für Duisburg drin? Wer bringt dafür das viele Geld mit, und wer hat einen langen Atem, eine längere Durststrecke zu überwinden? Jede neue „Spielemesse“ muss sich erst beweisen. Essen ist ja auch nicht von jetzt auf Gleich zu dem geworden, was es heute ist. Also: Abwarten und Spiele spielen.

Aber was mach‘ ich mir hier überhaupt so viele Gedanken. Ich bin schließlich nur ein altes Pferd. Jedes Jahr klopfen immer ganze Herden junger Hengste auf den Busch. Sie kommen und sie gehen. Ich trabe im Oktober immer wieder gerne über die Internationalen Spieletage in Essen. Da kenn‘ ich mich aus, da weiß ich Bescheid. Und da ist auch genügend Platz für alle, auch für die wildesten unter allen Jungpferden. Nur könnten sich die allerwildesten Pferde irgendwann auf einer kleineren Koppel jenseits der fetten Weide wiederfinden.

In Essen wird dann auch wieder der Deutsche Spielepreis verliehen. Dessen Wahl war dieses Jahr so spannend wie der Bundestagswahlkampf. Ist nicht von mir, sondern von einem noch älteren Hengst aus der Szene. Das Ergebnis war irgendwie klar. Nur nicht, dass auf dem sechsten Platz zwei stimmengleiche Spiele landen. Macht ja nix, denn so kommt auch noch WETTLAUF NACH EL DORADO als elftes Spiel in die Top 10. Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger und ganz besonders natürlich an all‘ die Macher von TERRAFORMING MARS. Das beste Kinderspiel ist ICECOOL. Ist kein Wunder. Auch Erwachsene lieben dieses Kinderspiel.

Wir sehen uns dann auf der #spiel17 in Essen. Bis dahin!

Hold On Harry

p.s.: Die Ausweise für unsere alljährliche Scoutaktion finden sich wieder auf dem Blatt mit der Anschrift. Schade, wenn der Scoutausweis schon weg wäre…

Gewinner des Deutschen Spielepreises:
1. TERRAFORMING MARS von Jacob Fryxelius bei Schwerkraft-Verlag
2. GREAT WESTERN TRAIL von Alexander Pfister bei eggertspiele und Pegasus
3. EIN FEST FÜR ODIN von Uwe Rosenberg bei Feuerland
4. SCYTHE von Jamey Stegmaier bei Feuerland
5. FIRST CLASS von Helmut Ohley und Leonhard Orgler bei Hans im Glück
6. KINGDOMINO von Bruno Cathala bei Pegasus
6. RÄUBER DER NORDSEE von Shem Phillips bei Schwerkraft-Verlag
7. FABELSAFT von Friedemann Friese bei 2F-Spiele
8. CAPTAIN SONAR von Roberto Fraga und Yohan Lemonnier bei Pegasus
9. MAGIC MAZE von Kasper Lapp bei Pegasus
10.WETTLAUF NACH EL DORADO von Reiner Knizia bei Ravensburger