Tagebuch eines Spielekritikers

Alles kommt wieder. Bereits in Heft 8 lautete die Schlussfolgerung eines Kommentars: Ist der Höhepunkt des qualitativ anspruchsvollen Spiels überschritten? Diese Befürchtung konnte man später wiederholt lesen, und auch heute scheint der spielerische Untergang des Abendlandes mal wieder näher denn je.

Und natürlich hat es auch etwas Ähnliches wie meine Kritik an der Spielkritik (Heft 79) schon vorher gegeben. In Heft 14 (Winter 1990 / 1991) meldete sich Bertold Heß mit einem spektakulären Tagebuchfund. Ein ungenannter Spielekritiker hatte darin sein Herz ausgeschüttet.

Aber war dies am Ende eine Fälschung? In der distanzierenden Einleitung hieß es: Ich jedenfalls kenne nicht einen Spielekritiker, auf den diese Beschreibung zutreffen könnte. Tja, und wenn man genauer drüber nachdenkt, können die folgenden Zeilen doch nur böswillige Satire sein. Oder?

Wie spielte sich das Ding noch? Irgendwann haben wir das mal angespielt. Aber eigentlich komme ich gar nicht mehr dazu, ein Spiel mal so richtig gründlich zu spielen. Irgendwie habe ich ja ein ungutes Gefühl. Aber ich spiele immerhin seit zwei Jahren und schreibe seit 22 Monaten sachkundig über Spiele, da kann ich ein Spiel schon ziemlich gut auf einen Blick einschätzen. Dafür bin ich ja schließlich Spielekritiker. Und außerdem schläft die Konkurrenz nicht. Wenn ein Spiel nicht möglichst schon vor seiner Veröffentlichung besprochen ist, kann ich das Thema vergessen. (…) Aber was schreibe ich bloß? Ich glaube mich zu erinnern, dass das Spiel doch ziemlich öde war, nur das kann ich so ja auch nicht schreiben. Und wenn es hinterher nicht stimmt, dann ist die nette Pressereferentin des Spieleverlages wieder sauer. Also machen wir das doch ganz geschickt: „Dies Spiel bietet sicherlich eine Mischung aus Glück und Taktik, die zwar vielleicht nicht unbedingt den Insider voll zufrieden stellt, dafür aber für Familien bestimmt ganz interessant ist.“ (…) Und wieder mal ein Neuheitenpaket verdient.

Es folgt Teil 5: Jugend forscht