Die Jury hat nominiert

Meine Prognose, dass ein Zoo-Spiel den Titel Spiel des Jahres erhält, könnte sich bewahrheiten. (>> Ein Zoo ohne Eisbär) ZOOLORETTO hat mit einer Nominierung den ersten Schritt zur Krönung erreicht. Dass mein alternatives Tier-Spiel, TRAPPER, nicht mal einer Empfehlung würdig sein soll, mag betrüblich sein. Aber Prognosen, was ein derart kleiner Jurykreis aus mehr oder weniger großem Spielesachverstand entscheidet, sind eh schwierig. Da lässt sich der Deutsche Spiele Preis leichter vorhersagen: die Gesamtheit aller abgegebenen Stimmen ist so groß, dass Abweichungen vom allgemein anerkannten Spielesachverstand nicht so ins Gewicht fallen.

Beim Deutschen Spiele Preis dürften die auch von der Jury empfohlenen Titel NOTRE DAME, DIE SÄULEN DER ERDE und IMPERIAL auf den ersten Plätzen landen, WIKINGER hat eine Außenseiterchance, und auch das künftige Spiel des Jahres könnte sich oben platzieren. Denn das interessierte Publikum lässt sich von der Jury manchmal doch beeindrucken, insbesondere wenn ein etwas anspruchsvolleres Spiel geehrte wird, etwa YSPAHAN oder DIE BAUMEISTER VON ARKADIA.

„YSPAHAN wirbelt mit einer Vielzahl von Regelkleinigkeiten und Entscheidungsangeboten viel Wüstensand auf“, zeigte sich Udo Bartsch in der FAIRPLAY 79 allerdings nicht besonders begeistert und fand, es sei letztlich nur ein Glücksspiel mit nettem Taktikanteil. Dieter Niehoff war in der FAIRPLAY 78 ebenfalls eher enttäuscht. ARKADIA sei im Wesentlichen ein kurzweiliges, eher einfach zu verstehendes Wirtschaftsspiel. „Entweder hat man Vergnügen an Unwägbarkeiten mit Frust- und Ärgerpotenzial oder man sollte die Finger von diesem Spiel lassen“, warnte er.

Zum besonderen Liebling der Jury scheint sich der Queen-Verlag zu entwickeln, der lange Zeit keinen leichten Stand in der Spiele-Szene hatte. Wie bereits im Vorjahr sind die Troisdorfer mit zwei Titeln beinahe inflationär auf der Nominierungsliste vertreten. Während DER DIEB VON BAGDAD ein betont einfaches Spiel ist, kann JENSEITS VON THEBEN, die Neuauflage eines Kleinstverlagsspiels, mit mehr spielerischem Gehalt aufwarten.

Mein Tipp bleibt der gleiche. ZOOLORETTO wird mit Eisbär auf dem Titelbild zum Spiel des Jahres gewählt. Zugegeben: spielerisch fände ich die Entscheidung nicht so überzeugend. Denn das usprüngliche COLORETTO, 2003 von der FAIRPLAY als bestes Kartenspiel ausgezeichnet, finde ich in seiner Schlichtheit besser. Da der Markt aber nach einem Zoo-Spiel verlangt, wird sich die Jury diesem Wunsch kaum widersetzen können.